Das Thema Eisenbahn-Prahm habe ich an anderer Stelle bereits eruiert und greife es jetzt und sicher auch in Zukunft erneut auf. In diesem Beitrag diskutiere ich die Rahmenbedingungen und Einsatzmöglichkeiten eines Eisenbahnprahms wie er von Alaska Marine Lines (AML) zwischen Seattle und einigen Häfen in Alaska eingesetzt wird. In diesem Artikel habe ich eine ganze Menge YouTube-Videos verlinkt, die das Vorhaben illustrieren und sehr gute Einblicke in die Betriebsabläufe gewähren. Als konkretes Beispiel dient mir der Prahm Whittier Provider (YouTube-Video).
Dieser hat folgende technische Daten laut Webseite von AML: Barge – Whittier Provider
Länge x Breite: 420 x 100 ft, also 128,02 x 30,48 m
Anzahl Gleise: 8 (in dem Video ist in der senkrechten Draufsicht ein mittig verlaufendes neuntes Gleis samt bugseitigem Prellbock zu erkennen, Kapazität ca. 50 Güterwagen, Beladung über 2-gleisige Rampe durch seitliches Repositionieren des Prahms bei Gleiswechseln.
Container-Kapazität: 64 Container ab 40 Fuß bis 53 Fuß Länge je Lage über den Gleisen (in der Regel 3 Lagen, also 196 Container, Angabe in TEU: 264). Zusätzlich beliebiges Stückgut auf dem Vordeck bei verminderter Güterwagenkapazität. Beladung über eine Seitenrampe. Für das Beladen der Container über den Gleisen dürfen lediglich in den mittleren beiden Gleisen Wagons stehen. An Stelle der 2-gleisigen Nutzung entlang der Mittelachse kann ein einzelnes Mittelgleis verwendet werden um überbreite Ladung zu verschiffen.
Eine Zeichnung des Prahms Whittier Provider (PDF) ist auf der Webseite von AML zu finden. Das Gleis-Arrangement sieht man auf der Detailseite des Prahms Nana Provider (PDF) und es ist in dem oben verlinkten YouTube-Video gut zu sehen.
Das folgende Video zeigt die Begehung eines solchen Prahms.
Im folgenden Video sind Arbeitsvorgänge der Stapler zu beobachten (auch wenn es thematisch um die Zuverlässigkeit und Beanspruchung der Stapler-Reifen geht, sind die Bilder informativ).
Realisierbarkeit im Maßstab 1:87.1 (HO-Scale)
Achtung, die Prahme sind riesig. Einen Interchange kann man auch sehr viel einfacher und platzsparender realisieren (Schattenbahnhof). Aber wo bleibt da der Spaß. Ich stelle hier je ein Konzept in N (1:160) und in HO (1:87,1) vor. Danach gehe ich auf abgespeckte Varianten (z.B. 3-,5-,7-gleisiger Prahm unterschiedlicher Länge) mit vergleichbarem Spielwert ein und behandle auch den (Spiel-) Zeitaspekt.
Einer der wichtigsten Aspekte ist Anforderung an die Modellfläche. Ausgehend von einem vorbildgetreuen Nachbau komme ich bei möglichst platzsparende Ausführung auf folgende Werte. Länge x Breite in HO (1:87.1): 146,98 x 34,99 cm, mit 8 Gleisen zu je ca. 140 cm Länge (11,2m Gleislänge).
Dazu kommt die zweigleisige Rampe (30cm) und Ausziehgleise (2x 150 cm) mit Crossover (je +60 cm), sowie ein Barge Yard mit mindestens ebensoviel Kapazität wie die Barge + min. eine Gleislänge mit etwas Reserve (also je Gleis 150 cm = 9 x 150 = 13,4 m) bei zwei durchgehenden Gleisen von der Rampe kann eines dafür genutzt werden, sofern man die abgezogene Wagengruppe darauf umfahren kann (erfordert 2 Crossover).
Damit hätte das Layout bereits 4 m Länge als absolutes Minimum. Es wäre als Rangierlayout realisierbar und man könnte mit etwas Geschick auch den Container Yard realisieren (onboard Kapazität min. 64 Container in 3 Lagen), im Yard können die Container um 1-2 Lagen erweitert werden, was die Grundfläche reduziert (Stapelhöhe der Mikromodelle beachten).
Aber AML transportiert auch Dimensional Cargo (Schwergut und Güter mit Übermaßen, wie z.B. Winkraftanlagen, Fertighäuser, Tanks, Generatoren, Baumaschinen, Trucks, Boote, etc. für die ebenfalls Flächen benötigt werden.
Das ganze bietet mehrere Ausbaustufen, die Prahme sind dabei untereinander kompatibel.
Selektive Kompression
Selektive Kompression bedeutet, dass eine Szene minimiert wird ohne dabei den wesentlichen Funktionsaspekt zu verlieren. Hier steht der Begriff also für kürzere Prahme mit weniger Gleisen, die dennoch Container oberhalb der Gleise transportieren können. Hier die Zeichnung für ein Modell im Maßstab 1:160. Es zeigt einen solchen Prahm mit nur 3 Gleisen, den ich als das absolute Minimum ansehe.
Wie man erkennen kann bietet das Modell drei Gleise und kann 14 Containerstapel in einer Reihe aufnehmen. Die Abmessungen in HO dürften in etwa 114 x 22 cm betragen und somit 33 cm Länge und 13 cm Breite einsparen. Der Gesamtlängenbedarf des Bargeyard kommt damit im Minimum auf 3,4 m. Die Gesamtkapazität und Gleislänge des Bargeyards jedoch muß nur etwa 3,5 m für einfache Kapazität und 7,0 m für die Bespielbarkeit mit Mikromodellen für die Containerbeladung aufweisen. Das ist immerhin weniger als ein Drittel der oben eruierten Werte.
Will man nur die Gleise bespielen, kann der Containerbetrieb ebenfalls durch selektive Kompression nur angedeutet werden. Eine Reihe Container an der Rückwand und ein strategis aufgestllter Stapler und feritg ist die Szene.
Diese Anlage ist jedoch eine Spielwiese für den Mikromodellbauer! Man benötigt mindestens einen Stapler oder Reachstacker, eine Sattelzugmaschine und Trailer., sowie ggf. eine Umladung von Truck auf Güterwagen oder Yard-Tractor, wofür zum Beispiel ein Brückenkran (z.B. MiJack Translift) zum Einsatz kommen kann. Der Mikromodellbau ist enorm Leistungsfähig (wenn auch nicht ganz billig), wie man auf zahlreichen Internetvideos bestaunen kann. Aus diesem Grund hier ein paar Referenz Videos (YouTube). Man sehe sich den Reachstacker im Video an (etwa ab Minute 1:18). Hier ein Stapler, wie er bei AML zum Einsatz kommt (hier ein passendes Umbauvideo und ein zweites Umbauvideo). Wie wir sehen können mittlerweile Trucks und Flurladegeräte RC-ferngesteuert werden und man kann auch die Containerverladung nachspielen.
Dafür muss allerdings der Barge-Yard doppelt soviel Kapazität haben, wie die Barge (ca. 24 m Gleisklänge gerechnet mit 150 cm Gleislängensegmenten), da die Container über den Gleisen nur be- und entladen werden können, wenn sich keine Wagons an Bord befinden (ein bischen Platzoptimierungpotenzial ergibt sich auch hier noch). Weiter unten folgen noch weiter Video-Links, doch es gibt einen Aspekt, den ich noch beleichten möchte. Zeit. Anhand der Mikromodellbau-Videos kann man sehen das die Containerverladung einiges an Feingefühl benötigt. Die Fahreigenschaften der meisten Modelle sich entweder auf Genauigkeit ausgelegt und damit langsam, oder auf eine brauchbare Geschwindigkeit mitg Einbußen bei der Genauigkeit. Beides kostet aber bei Verladevorgängen Zeit.
Man überlege sich einen Prahm mit 180 Containern in einer Betriebssitzung zu Entladen, dann wieder zu beladen und auch noch die Eisenbahnwagons zu verfrachten. Besser kann man seinen Sommerurlaub kaum verbringen. Die Selektive Kompression ermöglicht es also auch die Spielaufwand so zu reduzieren, dass er von ein oder zwei Personen in ein paar Stunden durchspielbar ist.
Mein Kompromiss stellt daher ein Prahm mit 5 Gleisen dar, der gerne auch etwas kürzer sein darf und nur eine Reihe Containerstapel unterstützt. Renderings aller hier vorgestellten Prahme einschließlich des Whittier Providers folgen in Kürze.
Man könnte den Prahm auch mit einem Hafenkran beladen (oder mit einer Containerbrücke, was aber den Charakter des Modells stark verändert).
Ein Wort zu Vorbildfotos und technischen Illustrationen
Vorbildfotos und Videos der genannten Fahrzeuge gibt es im Netz zuhauf, aber der Lynden-Konzern erlaubt die Nutzung (ohne schriftliche Genehmigung für jeden Einzelfall) lediglich seinen Kunden und der akreditierten Presse, ausdrücklich jedoch nicht Bloggern wie mir. Ich verlinke daher (als Deep Link) in Textform auf Medieninhalte auf den jeweils originalen Seiten.
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Zur Veranschaulichung verwende ich selbst erstellte Zeichnungen und Modellrenderings. Alle Modelle die hier gezeigt werden entstehen in eigener Sache und unterliegen den Nutzungsbedingungen dieser Seite.. Ein Verkauf der Modelle oder Dateien ist aufgrund der Lizenzsituation bis auf weiteres leider ausgeschlossen.
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